Prinz Lieschen das 3.

Zwischenspiel

Alois öffnet die Augen und liegt nackt auf grobem Stoff in einem kalten Raum, mehr eine Halle. Über der Tür ein Bild von musizierenden Wesen, die an Menschen erinnern, aber keine sind. Er hat von ihnen geträumt, sich hin und her gewälzt. Als er den Kopf von ihnen wegdreht, kneift er mit schmerzverzerrtem Ausdruck die Augen zu. Draußen dämmert der Morgen über dieser Burg. Das war kein Traum. Sein Körper schüttelt sich bis in die Zehen, krümmt und übergibt sich. Eine helle Sosse im rotgoldenen Stoff.

Ein Mensch kommt herein, spricht und bewegt sich leise, legt an Alois‘ Stirn und auf seine Schulter. Der klammert sich an den Stoff , schlingt ihn um sich, eh die Hände ihm unter die Achseln greifen und ihn heben. Halb gestützt, halb geschleift wird er durch gigantische Hallen in einen Baderaum, gebracht, in dem man vor Dampf nichts sieht.

Körper und Stoff, ineinander verkrallt, landen im Wasser, wo sie gewaschen werden. 

Was soll er jetzt tun?

Manchmal ist Alois einsam und spricht mit L.

Die Rolle eines Prinzen auszufüllen ist schwer, wenn man noch nie einen Prinzen gesehen hat und nicht weiss, wie sich einer benimmt. 

Es fordert all seine Kraft: Er trägt das Kinn hoch, macht sich so breit es geht und lächelt selten. Die Edelleute, die ihn vom zweiten Tag an besuchen, glauben ihm. Sie kommen ihm alle wie Heuchler vor. Sie sind so begeistert von seiner Imitation ihrer Rituale, dass er nur staunen kann, wie leicht es fällt. Prinz zu sein, wenn man Prinz ist, ist normal. Aber Prinz zu sein, wenn man eigentlich ein einfaches Dorfmädchen ist, ist genial. Er ist genial, er ist ein Revolutionär. Die Edelleute behaupten, besser zu sein als die Menschen im Dorf. Und er beschliesst, die Revolution für die im Dorf zu betreiben. Er will nicht vergessen, dass er einer von ihnen ist, einer mit müdem Gesicht. Er ist ausgestattet mit einer Macht, die die da oben ihm geben, und mit der er denen da unten dienen will.